Chronik

Erbaut ist dieses Haus von Menschenhand.
Das Material ist von des Schöpfers Hand.
Ich bleib jetzt da, ich geh nicht fort, 
bis mich der Herr ruft in sein Haus.

Unser Mühltal ist ein uraltes Siedlungsgebiet. Schätzungen, die auf die Zeit 200 v. Christus zurückgehen, vermuten, dass damals schon eine Römerstraße durch das Mühltal führte: eine Ost-West-Handelsverbindung, vornehmlich für Salz, und eine Aufmarschstraße für die römischen Truppen. Mit Beendigung der Herrschaft der Römer übernahmen unsere bajuwarischen Vorfahren diese Mühltalroute. 

Priester Waltrich erbaute im 8. Jahrhundert eine kleine Eigenkirche und siedelte sich im Mühltal an. Die Eigenkirche soll ca. 500 Meter südlich des Gasthaus zur Mühle gestanden haben. Priester Waltrich gilt ebenso als Gründer des stolzen und landschaftbeherschenden Klosters Schäftlarn.

Zwischen 907 und 955 n. Christus trieben ungarische Belagerer und Marodeure fast jedes Jahr ihr Unwesen, zogen raubend und plündernd von Osten nach Westen durch unser Land, und es ist anzunehmen, dass sie das Mühltal nicht unverschont ließen. Ein Grund dafür war, dass sich vor dem Mühltal der reißende Fluss Isar in kleinere Flussarme teilte, die sich nach dem Mühltal wieder zu einem reißenden Fluss vereinigten. 

Das zu Reichtum und Wohlstand aufgestiegene Kloster Schäftlarn dürfte dabei schon eine wichtige Rolle gespielt haben. Für die Menschen nicht nur im Mühltal, sondern in ganz Bayern, war die Ungarn-Zeit von Schrecken erfüllt, eine Zeit, deren Grausamkeiten selbst die der Schweden und der Pest im 16. Jahrhundert übertraf.





Eine der heutigen Attraktionen im Mühltal, die Flößerei, begann den Überlieferungen nach im 12. Jahrhundert. Flöße waren das Transportmittel für Holz und andere Waren aller Art. Es war die Gründerzeit für die großen Städte an der Isar - München, 1158 - Landshut, 1204. 

Die Flößerei wurde in der Hauptsache von Kleinbauern betrieben, die sich in Flussnähe niedergelassen hatten und die Flößerei bald als willkommenen, einträglichen Nebenverdienst entdeckten.

Selbst hohe Persönlichkeiten bedienten sich auf ihren Reisen der Flöße als Transportmittel auf der Wasserstraße. So fuhr 1424 der byzantinische Kaiser Johannes VIII auf einem Floß zu Kaiser Sigismund nach Ungarn zuerst die Isar und dann die Donau hinunter bis nach Ungarn. Auch Wilhelm von Reichenau, Bischof von Eichstätt ließ sich mit Freude auf einem Floß über die Wellen der Isar tragen.

Anno Domini 1617 wurde auf den Grundmauern einer noch älteren Eigenkapelle die Ulrichskapelle errichtet, zu Ehren des heiligen Ulrich, dem Schutzpatron fast aller durch die Ungarn zerstörten Kirchen in Bayern.

Für die Bauern im Mühltal waren die Untermühle, die Winkelmühle und die Huismüle im 18. Jahrhundert noch in Betrieb. An ihrer Stelle steht heute das traditionsreiche und weit über das Mühltal hinaus bekannte Gasthaus zur Mühle.

Während der Bauzeit des Kraftwerks an der Isar von 1919-1923 fand man wertvolle historische Hinweise auf die über tausendjährige Vergangenheit des Mühltals. Dazu gehören die Grundrisse von Priester Waltrich´s Eigenkirche, Keltengräber und Grabschmuck aus verschiedenen Zeiten.

Schätzungen gehen davon aus, dass an dieser historischen Stelle, schon vor fast tausend Jahren eine Mühle stand, die sich, an der Römerstraße gelegen, den Reisenden als Rast- und Jausenstation anbot. Heute, im 21. Jahrhundert, gehen die Menschen immer noch gerne hinunter ins Mühltal, um im Gasthaus zur Mühle mit Wohlbehagen Hunger und Durst zu stillen.

* Aus der Festschrift zum Mühltal Millennium